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Im Färbergarten: Färberwau
Färberwau, botanisch Reseda luteola
Der Färberwau, auch Färber-Resede, gehört zu den Resedagewächsen (Resedaceae), ist eine historisch wichtige Färberpflanze – die heute einigermaßen vergessen ist. Färbt man nicht mit Pflanzen, hat man vom Wau meistens noch nicht gehört, oder?
Der Wau stammt ursprünglich wohl aus dem Gebiet von Westasien bis hin zum Mittelmeerraum – ist in Mitteleuropa aber schon lange heimisch geworden.
Er gilt als ‚Archäophyt‘, so nennt man Pflanzen, die schon vor 1500 an einem neuen Ort eingeführt wurden.
Die Pflanze gilt als zweijährig, wächst im ersten Jahr als Rosette und sammelt Kraft, um im zweiten Jahr hohe Blütenkerzen mit vielen kleinen Einzelblüten zu produzieren. Während der Blüte werden die vor allem von kleinen Insekten gerne besucht!
Häufig legt der Wau auch schon im ersten Jahr los und blüht nicht erst im zweiten Jahr. Das passiert vor allem, wenn die Pflanze Stress hatte. Zum Beispiel wenn sie vorgezogen wurde und erst spät ausgepflanzt wird. Wenn sie dann im kleinen Töpfchen vielleicht auch noch viel Trockenheit oder Staunässe aushalten müssen, schießen sie mit größerer Wahrscheinlichkeit noch im ersten Sommer in die Höhe.

Färberwau aussäen
Die Samen (hier im dye plant seed set or individually) sind ziemlich klein und rund, ähnlich wie Mohnsamen, und gehören zu den Lichtkeimern. Ich ziehe sie immer erstmal zuhause vor. So kann ich aufpassen, dass zu Anfang die Erde schön feucht bleibt. Wau wächst zu Beginn ziemlich langsam, so dass er draußen auch leicht von anderen Pflanzen überwuchert werden kann.
Nach dem Abhärten kommen die Pflanzen dann nach draußen, am besten ins Beet. Wau bildet eine Pfahlwurzeln. Gärtnerst du in Gefäßen, dann fühlt sich die Pflanze im Hochbeet sicher am besten – ansonsten sollte es wenigstens ein größerer Kübel sein, kein flacher Balkonkasten.
Seeds can be sown in spring or fall. The young plants can usually survive frosts and then continue to grow as soon as the sun and temperatures allow!
In den letzten Jahren haben sich in meinem Garten die Nacktschnecken sehr gern über den Wau hergemacht – ich pflanze ihn jetzt anfangs erstmal in Schneckenkrägen zum Schutz.


Wau als Färberpflanze
Beim Wau färben alle oberirdischen Pflanzenteile ein klares, intensives Gelb mit einer Tendenz zu Grünlich-Gelb (mit Aluminiumbeize, kommt Eisen ins Spiel geht es Richtung Oliv). Und obwohl es sehr viele Pflanzen gibt, die Gelb färben, lohnt es sich sehr, den eher unauffälligen Wau anzubauen!
Sein Hauptfarbstoff, Luteolin, gehört bei den Gelb färbenden Farbstoffen (fast alle davon sogenannte Flavonoide) zu denen mit der besten Lichtechtheit. Aus diesem Grund war die Pflanze in vergangenen Zeiten auch mal sehr wichtig, und gehörte mit Krappwurzel und Indigo zu den drei ‚großen Farben‘ (vom französischen ‚les grands teints‘).


Wegen dieser Eigenschaft kann man die getrockneten Pflanzenteile bis heute im Fachhandel kaufen (in meinem Starterpaket ist sie natürlich auch dabei). Pflanzen die ganz frisch sind, oder erst kürzlich getrocknet wurden, färben aber noch intensiver. Und frischer als aus eigener Ernte geht es natürlich nicht!
Wau in der Vergangenheit
Wau kann, je nach Faser, Vorbehandlung und Hilfsstoffen viele verschiedene Gelbtöne färben. Historisch wurde Wau auch häufig in Kombination mit anderen Pflanzenfarben genutzt – mit Indigo, um Grüntöne zu färben, oder mit Krappwurzel für Orange. Das wissen wir aus alten Färbe-Rezepturen. Kopten im heutigen Ägypten nutzen Wau für Mischtöne vom 3. bis ins 10. Jahrhundert! Und bis die synthetischen Farben die Pflanzenfarben überholten, hat Wau in der Textilindustrie noch eine wichtige Rolle gespielt.
Bei archäologischen Funden, oder zum Beispiel alten Tapisserien, die in Sammlungen erhalten wurden, können wir heute in der Regel trotzdem nicht mit Sicherheit sagen, dass sie mit Wau gefärbt wurden. Das liegt daran, dass sehr viele Pflanzen Gelb färben können (auch wenn nur sehr wenige an die Haltbarkeit vom Wau herankommen), meist dank Flavonoiden. Die, und ihre Abbauprodukte, sind mit bisherigen Analysemethoden nicht klar voneinander zu unterscheiden. Anders als zum Beispiel bei Textilien, die mit Indigo oder Cochenille gefärbt wurden – die einen eindeutigen Fingerabdruck hinterlassen, nicht nur im Farbton, sondern auch bei der Analyse. (Wenn dich interessiert, wie das gemacht wird, schau mal hier zur ‚Hochleistungsflüssigkeitschromatographie‘, die dafür verwendet wird.)
Weil aber glücklicherweise alte Aufzeichnungen erhalten sind, können wir trotzdem sicher sein, dass der Wau und die Menschheit schon eine sehr lange Geschichte miteinander teilen. Noch ein Indiz: Wau-Samen, die bei Ausgrabungen immer wieder gefunden werden – und die Waunutzung in Mitteleuropa bis in die Jungsteinzeit datieren!
Noch mehr Pflanzenmonographien aus dem Färbergarten:
Möchtest du mehr zum Wau lesen? Im Buch ‚In Pursuit of Color‚* gibt es dazu ein spannendes Kapitel!
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