Stoffe und Wolle gefärbt mit Pilzen in Lila, Rosa und Rot, Grün, Gelb und Ocker

Drei Pilze zum Färben

Natürlich färben kann man nicht nur mit Pflanzen, sondern auch mit Pilzen!

Hier bekommst du ein paar Tipps, wie du sie findest, und drei tolle Beispiele für Färbepilze.

Wenn du noch mehr lernen möchtest, in meinen Farbnotizen zu Färbepilzen teile ich meine Ergebnisse, und die Tipps und Tricks zu unterschiedlichen Farben.
Außerdem geht’s um Sojamilch zur Vor- und Nachbehandlung für intensive und haltbare Farben. Und wie du mit Sojamilch (und der Farbe der Pilze) tolle Muster auf Stoffe bringen kannst!

Pilze sammeln: Das solltest du beachten

Wichtig beim Sammeln von Pilzen, wie auch bei Pflanzen: Die seltenen und geschützten bleiben natürlich an Ort und Stelle. Und in Schutzgebieten sowieso – es gibt für unterschiedliche Gebiete verschiedene Regeln, also wenn du vielleicht im Urlaub eine neue Gegend entdecken erkundest, frag besser mal, wie es dort ist.

Wenn man das beachtet, gilt in Deutschland, dass man Pilze in Mengen für den Eigenverzehr (oder zum Färben) sammeln darf. Was damit nicht gemeint ist: Kistenweise Pilze aus dem Wald schleppen… Auch Verkauf von wilden Pilzen ist in Deutschland nicht erlaubt. (Das ist in anderen Ländern unterschiedlich geregelt, also auch da empfiehlt sich, das vorher rauszufinden.)

Außerdem gibt es doch einige giftige Arten unter den Pilzen. Beim eigentlichen Färben und hinterher für die gefärbten Textilien ist das nicht problematisch, anders als wenn man Pilze zum Verzehr sammelt. (Zumindest kenne ich keine Untersuchungen, die zu einem gegenteiligen Ergebnis kommen, über Pilze gibt es aber noch vieles zu lernen.) Aber für das Sammeln heißt das trotzdem, dass man etwas vorsichtig sein sollte.
Wenn du schon Pilzerfahrung hast, ist dir das nicht neu, aber nur zur Sicherheit: Giftige oder unbekannte Pilze am besten in einem separaten Behälter sammeln. Wenn alle zusammen in einem Korb landen, und darunter auch giftige sind – wie kann man dann sicher sein, das davon nicht zum Beispiel Lamellen abgebrochen sind und sich in den Speisepilzen verstecken? Kann man tatsächlich nicht. 

Ich sammle Färberpilze in Papiertüten und halte sie so getrennt von Speisepilzen, die im Korb landen.

Und dann: Pilze finden

Um die Chancen, bestimmte Pilze zu finden, lohnt es sich, ein paar Eckdaten zu ihnen kennenzulernen.

Was wir mit ‚Pilzen‘ meist meinen, sind eigentlich nur die Fruchtkörper eines viel größeren Lebewesens. Der ganze Pilz durchzieht als ‚Myzel‘ wie ein Wurzelwerk Waldboden oder Holz durch. Wenn die Bedingungen dann stimmen, bildet das Myzel Fruchtkörper, und wir freuen uns, weil wir Pilze finden können.

Lebensweisen der Pilze

Man kann Pilze nach ihrer Lebensweise unterscheiden in Mykorrhiza-Pilze,  Zersetzer oder Saprobionten und Parasiten.

Die Mykorrhiza-Pilze leben in einer bestimmten Form der Symbiose, und ‚kooperieren‘ mit dem feinen Wurzelgeflecht von Pflanzen. Die Pilze liefern der ‚Pflanze Salze wie Phosphat und Nitrat sowie Wasser und erhalten ihrerseits einen Teil des durch die Photosynthese der (grünen) Pflanzen erzeugten Zuckers‘ (mehr dazu hier).
Viele Mykorrhiza-Pilze haben sind auf bestimmte Bäume spezialisiert, das gilt für Speisepilze wie für Färbepilze. Auf die Suche nach einem Mykorrhiza-Pilz sollte man also dort gehen, wo auch dessen Symbiosepartner wachsen. Oder andersherum, wo kein Symbiosepartner, dort kann man auch diese Pilze nicht finden!

Zersetzer oder Saprobionten haben eine andere Lebensweise. Auch sie sind für Ökosysteme sehr wichtig, denn sie sorgen mit anderen Kleinstlebewesen dafür, dass abgestorbenes Material abgebaut wird.
In einem jungen Wald, der ‚ordentlich‘ und ‚aufgeräumt‘ ist (ist das dann ein Wald oder eine Plantage..?) kann man solche Pilze eher nicht finden. Zersetzer brauchen abgestorbenes organisches Material.
Manche Zersetzer sind stark spezialisiert: Auf entweder Laub- oder Nadelholz, oder sogar auf bestimmte Arten. Bei denen gilt also wie für Mykorrhiza-Pilze, dass man nach dem ‚Partner‘ Ausschau halten sollte. Andere sind Generalisten, und besiedeln jegliches tote organische Material.
Wenige Zersetzer besiedeln sogar schon noch lebende Bäume, wenn die Verletzungen haben, und warten dort still ab, bis der Wirtsbaum stirbt.

Parasitäre Pilze sind, bis auf wenige Ausnahmen wie den Hallimasch, auf eine Wirtspflanze spezialisiert. Manche schaden dem Wirt kaum, andere können zum Absterben führen.
Über wenige Pilze heißt es, dass sie sowohl als Saprobiont als auch als Parasit vorkommen – insgesamt wissen wir über das verborgene Leben der Pilze aber auch vieles einfach noch nicht!

Zeigerpflanzen

Weitere Hinweise können einem ‚Zeigerpflanzen‘ geben. Etliche Pilze haben eine Vorliebe für entweder sauren oder basischen, kalkhaltigen Boden. Ich weiß schon, dass ich in Berlin und Brandenburg praktisch immer auf saurem Waldboden unterwegs bin.
Man kann aber auch mithilfe von Zeigerpflanzen erkennen, ob ein Boden sauer oder basisch ist.
Heidelbeeren, Sauerklee, Heidekraut zeigen zum Beispiel sauren bzw. kalkarmen Boden an. Auf basischen, oft kalkhaltigen Boden weisen zum Beispiel Maiglöckchen, Aronstab und Salomonsiegel hin.

Färbepilz für Gelb und Grüntöne: Der Kiefernbraunporling

Frischer Kiefern-Braunporling im Grund eines Nadelbaums, in Moos

水凪唯維, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Der Kiefernbraunporling (Phaeolus schweinitzii) heißt manchmal auch Nadelholzbraunporling. Der Name passt eigentlich besser, weil er nicht nur an Kiefern, sondern an verschiedenen Nadelbäumen zu finden ist.

Und gehört zu meinen Favoriten unter den Färberpilzen! Nicht nur wegen der Farbtöne. Auch aus ganz praktischen Gründen: Dieser Pilz ist sehr ergiebig, schon mit kleinen Mengen kann man toll färben. Und dann gehört er auch noch zu den größten Färbepilzen!

Standorte/Vorkommen regional relativ bis sehr häufig
Zwischen Juli und September kann man junge Pilze finden – die noch einen hellgelben Rand haben. Danach kann man immer noch alte, trockene, komplett braune Exemplare finden, die immer noch färben.
Der Kiefern-Braunporling wächst an Kiefern und Fichten, meist im Wurzelbereich der Bäume, selten am Holz. Der Kiefern-Braunporling lebt als Saprobiont (Zersetzer) und Parasit.

Mit Aluminiumsalzen als Vorbeize färbt dieser Pilz schöne Gelbtöne, von Hellgelb bis zu warmen Goldgelb. Mit Eisenbeize gibt es schöne Grüntöne!

Rosa und Rot färben mit den Hautköpfen

Die Hautköpfe sind gleich eine ganze Reihe von spannenden Färbepilzen.

Illustration vom Blutroten Hautkopf

Mordecai Cubitt Cooke, Public domain, via Wikimedia Commons 

Die Hautköpfe (Dermocyben) sind etliche Pilzarten, die sich ziemlich ähnlich sehen, und die alle tolle Farbstoffe enthalten. Diese Färbepilze sind leider ziemlich klein, und haben intensiv gefärbte Lamellen in rot, rotbraun, orange oder gelbbraun. In denen steckt auch der meiste Farbstoff, außer beim spektakulären Blutroten Hautkopf, der ganz und gar rot leuchtet.

Ich finde am häufigsten den Blutblättrigen Hautkopf (Cortinarius semisanguineus). Diese Pilze sind recht klein, lohnen aber trotzdem das Sammeln! Der Hut ist oben filzig-samtig und satt oliv-braun gefärbt – und wenn man ihn umdreht, entdeckt man intensiv rot gefärbte Lamellen, die fast unwirklich aussehen.

Färbepilze sammeln: Blutblättrige Hautköpfe gewachsen unter Kiefern

Die Hautköpfe gehören zu den Schleierlingen. Bevor sich die Pilzhüte öffnen, sind sie an der Unterseite mit einem Schleier verschlossen.

Detailaufnahme Blutblättriger Hautpilz, Cortinarius Semisanguineus, Unterseite Lamellen und Schleier
Reste vom Schleier kann man hier an zwei Pilzen sehen. Rechts erkennt man, wie die Schleierreste an den Stielen alter Pilze aussehen können. 

Standorte/Vorkommen häufig
Diesen Pilz kann man zwischen August und Oktober finden, auf saurem Boden in Nadel- und selten Laubwäldern und am häufigsten wohl unter Fichten.

Die Hautköpfe enthalten Anthrachinon-Farbstoffe, die auch in den färbenden Insekten wie Kermeslaus und Cochenille stecken, auch das Alizarin aus der Krappwurzel gehört zu den Anthrachinonen. Wegen diesem Inhaltsstoff sind die Hautköpfe giftig. Der wirkt abführend! Also das ist ein Färbepilz, der strikt getrennt von Speisepilzen gesammelt werden muss.

Wer Hautköpfe zum Färben sammeln möchte, sollte sich vorher am besten zwei anderen Pilze anschauen: Den Spitzgebuckelten Raukopf und den Orangefuchsigem Raukopf, auch im Leitfaden zum Färben mit Pilzen werden die genau vorgestellt. Die sind potentiell tödlich giftig. Laut Karin Tegeler enthalten sie zwar auch Anthrachinon-Farbstoff, aber nur wenig. Wegen ihrer Giftigkeit würde ich diese beiden Pilze nicht zum Färben sammeln, sondern halte mich an die Hautköpfe.

Violett färben: Zimtfarbener Weichporling

Der Zimtfarbene Weichporling (Hapalopilus rutilans) ist ein ganz toller Färbepilz, aber potentiell tödlich giftig. Da gilt also auf jeden Fall: Achtsam sammeln und verarbeiten!

Als ich diesen Pilz gefunden habe, konnte ich es erst kaum glauben. Er ist zwar an sich nicht selten, aber war mir bis dahin nicht untergekommen.
Der Pilz wächst in Form einzelner Konsolen an Holz, ist nur 3 bis 8 cm breit. Wächst oft auch in mehreren Konsolen übereinander und wirkt dadurch größer.

Färbepilz Zimtfarbener Weichporling

Andreas Kunze, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Standorte/Vorkommen häufig
Zwischen Juli und November, lebt als Zersetzer und seltener Parasit. Häufig totem Laubholz, seltener an Nadelholz.

Mit diesem Pilz zu färben war für mich etwas ganz Besonderes, denn Violett und Lila sind, zumindest wenn man sich auf die regionalen natürlichen Farbstoffe beschränkt, eine rare Farbe!

Stoffe und Wolle in lila-violett gefärbt mit Zimtfarbigem Weichporling

Violett färben kann man bei uns sonst mit Blüten, Beeren oder Rotkohl – und das sind dann Farben mit einer kurzen Lebensdauer! Denn da färbt man mit Anthocyanen, die flüchtige Farben ergeben. Sie sind nicht gut lichtecht, reagieren sensibel auf pH-Veränderungen und nicht gut hitzebeständig beim Färben. Eins meiner liebsten Färbebücher*, ‚The Art and Science of Natural Dyes‘ zählt die oben genannten deshalb gar nicht zu den Färberpflanzen.
In bestimmten Fällen benutze ich solche Farbstoffe trotzdem, allerdings sollte man sich über ihre Vergänglichkeit im Klaren sein. Und für das Färben im Farbbad vermeide ich sie ganz.

Der Hauptfarbstoff hier ist aber Polyporsäure und gehört nicht zu den Anthocyanen. Die Polyporsäure färbt nicht nur, sie ist auch der Grund dafür, dass der Pilz giftig ist und bei Verzehr Nieren- und Leberschäden verursacht. Deswegen: Zum Färben ein toller Fund, der aber einen verantwortungsvollen Umgang erfordert. Wenn du unsicher bist, lasse den Pilz lieber im Wald.

Um diesen Säurefarbstoff auszulösen, braucht es einen alkalischen Auszug – erst dann färbt sich das Farbbad intensiv Violett. Und färbt auch Textiles toll!


Mehr dazu gibt es in meinen Farbnotizen oder im Leitfaden zum Färben mit Pilzen von Karin Tegeler.

Und zum Schluss: Mache dich vor dem Sammeln von Pilzen immer kundig – ich empfehle sehr, an Pilzführungen teilzunehmen, oder eine Korbberatung zu nutzen.
Gehe achtsam mit Pilzen um, auch beim Färben. Färbetöpfe sind keine Töpfe für Lebensmittel mehr, das gilt bei giftigen Pilzen natürlich umso mehr.


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