Baumwoll- und Wollstoff gefärbt mit Fichtennadeln

Färberpflanzen im Winter: Färben mit Fichte + Nadelbäume unterscheiden

Ob alter Adventskranz oder Baumschnitt, mit den Nadeln der heimischen Koniferen kannst du färben! Und mit den immergrünen Pflanzen gibt es auch im Winter (und im Rest des Jahres) Färberpflanzen zu finden. Hier bekommst du meine Tipps zum Färben mit Fichte.

Färben ginge auch mit den Zapfen, allerdings enthalten die viel Harz und das kann beim Färben stören. Ich lasse sie lieber den Tieren im Winter, die die Samen darin gerne knabbern.
Eigentlich sollte dieser Blogpost schon Ende Januar erscheinen, aber dann kam mir ein großes Färbeprojekt dazwischen. Und nun ja, vielleicht hat ja die ein oder der andere auch noch ein trockenes Weihnachtsgesteck irgendwo… Und letztlich sind die Nadeln auch nicht nur im Winter grün!

Einheimische Nadelbäume

Gefärbt werden kann mit den heimischen Immergrünen*: Fichte, Tanne, Kiefer – aber bitte nicht mit der Eibe! Eiben sind zum einen in allen Teilen außer dem roten Samenmantel giftig, außerdem vielerorts auch geschützt.
*Auch die Lärche würde sich eignen, die verliert über den Winter aber ihre Nadeln.
Ein paar Erkennungsmerkmale findest du weiter unten.

Flatlay mit Fichtenzweigen (links frisch) rechts getrocknet mit abgefallenen Nadeln) und einem Kiefernzweig

Wann ernten?

Bisher habe ich mit Resten von weihnachtlichem Tannengrün (das oft von anderen Nadelbäumen als nur der Tanne stammt) oder Schnittabfall gefärbt. Beim Ernten von wilden Bäumen gilt sonst: Bitte nimm nur wenig, und verteile das auf viele Bäume.
Im späten Frühjahr haben die Nadelbäume ihre Maiwipfel: Das sind die jungen Triebe, die auch kulinarisch, für Tees u.ä. genutzt werden können. Besonders die würde ich zum Färben nicht ernten – denn sie sind das ganze neue Wachstum des Baums in diesem Jahr.

Fichtenzweige in Hand, gesammelter Baumschnitt

Tipps zum Färben mit Fichte

Ich habe hier mit Fichtenzweigen gefärbt. Die waren noch einigermaßen frisch. Ich habe sie Ende Januar vom Wegrand gesammelt, wo sie wohl vor kurzem beschnitten worden waren.

Zum Färben mit den Nadeln, ob von Fichte oder Tanne, plane ich eine etwas längere Einweichzeit ein. Ein schneller Farbauszug gibt eher blasse Gelbtöne. Wenn nach dem Erhitzen aber der Topf mit Farbbad und Nadelgrün noch wenigstens über Nacht, bis zu ein paar Tagen, ziehen kann, vertieft sich der Farbton sehr.

Erfahrungsgemäß geht das mit trockenen Nadeln noch schneller als ganz frischen. Eine kleine Menge – wie ein halber Teelöffel auf 3-5 Liter – Waschsoda kann das ganze noch beschleunigen, das habe ich hier getan.

Dann kann man vorgebeizten Stoffen zarte bis kräftige Altrosa-Töne färben. Auf Stoffen ohne Vorbehandlung wird die Farbe entsprechend deutlich heller.

Mein Farbbad mit den Fichtenzweigen war sehr ergiebig. Ich habe es dreimal nacheinander benutzt, zuerst im Winterfarben-Tagesworkshop und dann ging es allein im Atelier weiter. Ich hatte etwa 800g der frischen Zweige (genauer der Nadeln und dünner Zweige, die dickeren hatte ich gar nicht erst mitgenommen), und das war gerade soviel wie in meinen Topf passte.

Die unterschiedlichen Farbtöne hängen von der Faser ab – gefärbt habe ich hier Baumwolle, Leinen und einen leichten Wollschal – und von den unterschiedlichen Vorbeizen.

Nachbeizen mit Eisen

Neben vielen anderen Inhaltsstoffen stecken in den Fichtennadeln auch Gerbstoffe. Die sind für’s Färben ja aus verschiedenen Gründen interessant. Unter anderem reagieren Gerbstoffe mit Eisensalzen zu gedämpften, und nochmal besser haltbaren Farbtönen.

Ich habe das mit Fichtenzweigen gefärbte Baumwolltuch daher noch nachgebeizt in verdünntem selbstgemachtem Eisenessig (mehr zum Thema hier oder ganz ausführlich im Onlineworkshop oder E-Book).
Das Ergebnis war ein warmer Grauton, der im Sonnenlicht einen Goldschimmer hat. Sehr schön, und ganz anders als vorher!

Einheimische Nadelbäume und ihre Merkmale

Zum Abschluss hier noch ein paar unserer typischen immergrünen Nadelbäumen, und wie du sie unterscheiden kannst.

Weiß-Tanne (Abies alba)

Die Nadeln der Tanne sitzen nicht ringsum an den Zweigen, sondern seitlich ‚gescheitelt‘, so dass sie Zweige dadurch flach sind.
Die Nadeln selbst sind oben glänzend und dunkelgrün und haben unterseits zwei weiße Streifen. Sie sind biegsam und etwa 3 cm lang. An der Spitze rund oder gekerbt.
Die Zapfen der Tanne stehen aufrecht, und zerfallen bei Samenreife – reife Tannenzapfen findet man also nie auf dem Boden liegend.
Die Rinde ist weißgrau bis grau.

Unterseite von Zweig an Weiss-Tanne mit den typischen weißen Streifen
weiße Streifen auf der Unterseite der Nadeln bei der Tanne, Abies alba (Foto wikicommons)

Gemeine Fichte (Picea abies)

„Fichte sticht, Tanne nicht“ – nicht alle Fichten sind gleichermaßen pieksig, habe ich festgestellt, aber die Nadeln sind grundsätzlich vorne zugespitzt. Die Nadeln an sich sind mehr oder weniger vierkantig, steif, und etwa 2,5cm lang. Sie haben keine weißen Streifen und sind ringsum am Zweig angeordnet.
Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass sie auf einem ‚Höcker‘ auf den Zweigen sitzen.
Fichtenzapfen hängen nach unten, und fallen intakt ab, wenn sie ausgereift sind.

Die Rinde ist schuppig und braun bis rotbraun – daher heißt sie auch Rot-Fichte (regional auch Rot-Tanne, und an der Stelle bin ich dann froh über botanische Namen, die etwas Übersicht reinbringen…). Bei alten Bäumen ist sie oft graubraun.


Als ältester Baum der Welt gilt gerade übrigens eine Fichte! Die steht in Schweden, und wurde auf ein Alter von 9.550 Jahren datiert – genauer besteht diese Fichte aus vier ‚Komponenten‘, die jüngste davon 375 Jahre. Viele Bäume können sich nämlich aus sich selbst heraus verjüngen, und sind dabei genetisch identisch.

Fichte erkennen: spitze Nadeln, rotbraune Rinde und typische höckerförmige Blattansätze
Fichtenzweige mit den typischen spitzen Nadeln und ‚Höckern‘ auf den Zweigen.

Wald-Kiefer (Pinus sylvestris)

Die Wald-Kiefer hat immer zwei Nadeln, die zusammen am Zweig sitzen – alle Kiefern haben mindestens dieser Zweierbündel, es gibt aber auch Sorten bei denen es mehr sind. (Zum Beispiel die nordamerikanische Strobe oder Weymouth-Kiefer, die man bei uns auch in Parks und Forsten finden kann, bei der ist es ein Bündel aus fünf Nadeln.)
Die blaugrünen Nadeln sind starr, meist in sich gedreht, 4 bis 7 cm lang. Kiefernzapfen, auch Kienäpfel, sind rundlich, und wenn es trocken ist, öffnen sich die Zapfenschuppen.
Die Rinde ist rotbraun (meist eher im oberen Bereich des Baums), besteht aus großflächigen Platten, von denen sich dünne Schichten ablösen.

Junge Wald-Kiefer mit grünen Nadeln
Relativ junge Wald-Kiefer

Douglasie (Pseudotsuga menziesii)

Die gehört hier eigentlich nur halb rein – Douglasien wurden erst im 18. Jahrhundert aus Nordamerika nach Europa eingeführt. Andererseits ist die Gattung der Douglasien erst nach der letzten Eiszeit hier ausgestorben, vorher war sie hier heimisch. Alles also irgendwie relativ…
Heute findet man Douglasien in vielen Parks und Gärten, von wo aus sie mitunter auch verwildern.

Die Nadeln haben ein tolles zitroniges Aroma und sind so besonders für die kulinarische Nutzung interessant. Sie sind 2-4cm lang, und riechen zerrieben nach Orange/Zitrone. Die Nadeln sind weich, oben matt dunkelgrün und haben unten zwei weiße Bänder.
Unter den Zapfenschuppen lugen kleine dreiteilige Spitzen hervor, von denen die mittlere am längsten ist.

Zapfen von Douglasie, mit den typischen dreiteiligen Spitzen
Douglasien-Zapfen (Bild wikicommons)

Europäische Eibe (Taxus baccata)

Die Eibe kann Baum- oder strauchförmig wachsen. Da an ihr außer dem roten Samenmantel quasi alles giftig ist, lohnt es sich sie erkennen zu lernen – damit man sie sicher ausschließen kann. (Und auch sonst hat sie eine spannende Geschichte – ihr Holz ist sehr wertvoll und wurde viel genutzt, und es gibt viele Mythen um den Baum.)
Die Nadeln sind weich und biegsam, pieksen nicht, sind oben glänzend dunkelgrün und unterseits heller. An den meisten Zweigen sind sie seitlich in zwei Zeilen angeordnet.

Eiben sind in der Regel ‚zweihäusig‘, das heißt, es gibt weibliche und männliche Bäume. Nur die weiblichen Bäume tragen die Samen mit dem typischen roten Fruchtmantel, die im Herbst und Winter gut zu sehen sind. Die Blüten an männlichen Eiben sind unscheinbar, klein (etwa 4mm) aber viele, und kugelförmig.

dunkelgrün schimmernde Nadeln an junger Eibe
Junge Eibe, die noch keine männlichen oder weiblichen Blüten trägt.

Bäume sind Individuen

Als ich meine Fichtenzweige gefunden habe, hab ich erstmal ein wenig gerätselt, was genau ich da vor mir habe. Der Baum war nicht exakt so, wie in meinem Bestimmungsschlüssel beschrieben.
Das passiert öfter mal, wenn man sich Pflanzen genau anschaut – zum einen kann Sprache auch mal uneindeutig oder missverständlich sein. Zum anderen sind Pflanzen aber natürlich auch Individuen. Wuchsformen können je nach Standort variieren, Nadeln sind mal mehr oder weniger pieksig, Nadellängen sind nicht immer so wie sie im Buche stehen. Selbst Nadeln an einem einzigen Baum können unterschiedlich aussehen.
Unten auf dem Bild sind auf der rechten Seite Kiefernnadeln von Berg-, Schwarz- und Wald-Kiefer. Auf der linken Seite Nadeln von einer Waldkiefer, gefunden am gleichen Ast.
Es lohnt sich also, nicht nur ein Blatt anzuschauen, sondern mehrere, und am besten auch nicht nur ein Merkmal, sondern verschiedene, um Pflanzen gut kennenzulernen.

Notizbuch, in das zum Vergleich unterschiedlich lange Kiefernnadeln geklebt sind
Nadeln verschiedener Kiefern-Arten: links 2x Wald-Kiefer, dann Berg-Kiefer (kurz), Schwarz-Kiefer (lang) und nochmal die Wald-Kiefer


Bäume bestimmen

Natürlich muss man Pflanzen nicht bestimmen, um sich an ihnen zu freuen. Mir macht es einfach Spaß, mich damit zu beschäftigen, und das Wieder-Erkennen von Pflanzen (egal, ob nun unter wissenschaftlichem Namen oder anders), ist wie draußen immer Freunde zu treffen. Und wenn man Pflanzen sammeln möchte, dann würde ich es definitiv empfehlen, damit man seltene oder giftige Pflanzen nicht mitnimmt. Dafür musst du nicht gleich Botanik studieren – für den Anfang ist es eine gute Idee, sich auf wenige Pflanzen zu konzentrieren, und die zu beobachten. Das schult das Auge, und wenn du dich bei denen sicher fühlst, weckt sicher eine neue Pflanze deine Neugier!

Bestimmungsschlüssel

Meine Bestimmungshilfe für unterwegs ist, was Bäume betrifft Rita Lüders Grundkurs Gehölzbestimmung*.
Für eine schnelle Orientierung nehme ich auch Apps wie PlantNet zur Hilfe – aber zum einen habe ich im Wald oft keinen Empfang, zum anderen kann diese Bestimmung auch sehr irreführend sein. Und bei mir persönlich bleibt dabei leider auch nicht viel hängen. Für mich sind Bücher zum Thema also auch im digitalen Zeitalter noch sehr wichtig.
Was ich am Grundkurs Gehölzbestimmung mag: Man kann nach Blatt- oder Blüten-/Fruchtmerkmalen schauen, oder nach dem Winterzustand, je nach Jahreszeit. Der Grundkurs beginnt mit einem ausführlichen Teil zum allgemeinen Aufbau der Sprosspflanzen und den verschiedenen Waldformen Mitteleuropas – sehr lesenswert, kompakt und informativ.

Dann folgt der Bestimmungsteil, der als Schlüssel aufgebaut ist.
Und das heißt: Hier blättert man sich nicht durch die Seiten, und vergleicht Bilder mit der Pflanze vor einem, sondern man geht systematisch Merkmale durch.
Anhand von Fragen arbeitet man sich so voran. Im Kapitel ‚Blätter nadel- oder schuppenförmig‘ zum Beispiel:

3. Nadeln immergrün und mehr oder weniger hart ➝ weiter zu Punkt 6.
Lautet die Antwort nein, dann: Nadeln im Herbst abfallend und mehr oder weniger dünn und weich ➝ weiter zu Punkt 4. (Da wären wir dann schon bei der Europäischen Lärche, Larix decidua.)

Das hat einerseits was von Rätsellösen, und macht auch in der Gruppe Spaß – und ich merke mir mit dieser Methode viel eher, was ich Neues lerne.

Der Grundkurs Gehölzbestimmung ist dabei ein vergleichsweise vereinfachter Schlüssel (deswegen kann man den so gut unterwegs einstecken) und hat zahlreiche Abbildungen, ist damit auch für Anfänger*innen sehr gut zugänglich. In erheblich umfangreicheren Schlüsseln sind natürlich auch mehr Arten enthalten. Aber für meine Zwecke bin ich mit dem Grundkurs zufrieden.

Vergleich von zwei verschiedenen Bestimmungsschlüsseln zum Bestimmen von Nadelbäumen
Vergleich: oben Godets ‚Bäume und Sträucher‘, unten links Lüders ‚Grundkurs Gehölzbestimmung‘



Zuhause habe ich noch ein weiteres Buch, in dem ich dann oft nach dem Spaziergang nochmal nachschlage. Eigentlich wär es auch leicht genug für den Rucksack, hat aber ein größeres Format: Jean-Denis Godets Bäume und Sträucher.* Darin finden sich zunächst Übersichten zu häufigen Laub- und Nadelbäumen, mit einer halben bis ganzen Seite beschreibendem Text und dazu vielen Abbildungen. Daran schließen Bestimmungsschlüssel an – durch die wird man nicht so klar geleitet wie in Lüders Grundkurs. Aber zur Ergänzung schaue ich hier sehr gerne rein, denn es gibt mehr und größere Abbildungen. Im Schlüssel zu den Nadelbäumen eine Draufsicht aufs Geäst, dazu ein Foto eines Zweiges und noch zwei detailliertere Bilder der Nadeln und Nadelbasis am Zweig.

Wie ist es bei dir? Kannst du ein Buch zur Gehölzbestimmung empfehlen, oder schaust du lieber online bei solchen Fragen? Lass mir gerne deine Empfehlungen da.


Beim Sammeln von und Färben mit Pflanzen wie immer: Bitte sei achtsam und mache dich selbst schlau, was für Pflanzen du vor dir hast. Alle Informationen hier sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für etwaige negative Folgen übernehme ich keine Haftung.


Links mit Sternchen* sind Partnerlinks zu Buch7. Buch7 unterstützt soziale, kulturelle und ökologische Projekte – und ein Kauf über Partnerlinks unterstützt mich auch mit einem kleinen Betrag. Am Buchpreis ändert sich dadurch natürlich nichts.



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Kommentare

2 Antworten zu „Färberpflanzen im Winter: Färben mit Fichte + Nadelbäume unterscheiden“

  1. Avatar von Corinna
    Corinna

    Vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Ich werde mir bestimmt mal ein paar Fichtenzweige aus dem Wald mitbringen.

    1. Danke für dein Feedback! Vielleicht läuft dir ja auch bald Fichtenschnittgut zu, wie mir auf dem Spaziergang.

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